Millionen schlucke sie täglich: Dabei sind nur drei Vitamin-Tabletten laut Experten sinnvoll (2024)

Millionen von Nahrungsergänzungsmitteln werden in Deutschland jährlich geschluckt. Gerade billig sind die Vitamin-Pillen nicht - vor allem in Anbetracht dessen, dass die meisten überflüssig sind. Laut Experten sind nur 3 wirklich sinnvoll.

Vitamine als Nahrungsergänzungsmittel wie Tabletten, Kapseln und Tropfen werden immer populärer. Wir verraten, welche Präparate empfehlenswert sind und von welchen man sich besser fernhalten sollte.

Laut Marktstudien erfreuen sich Vitaminpräparate, die das Immunsystem stärken oder die Knochen unterstützen sollen, großer Beliebtheit. Einige Hersteller versprechen sogar Schutz vor Infektionen oder Heilung von Krebs. Viele Verbraucher nehmen die Supplemente in der Annahme ein, ihrem Körper etwas Gutes zu tun. Jedoch kann dies genau das Gegenteil bewirken.

"Nur wenigen Verbrauchern ist klar, dass Nahrungsergänzungsmittel keine zugelassenen Arzneimittel, sondern Lebensmittel sind und deswegen von keiner Behörde auf Sicherheit und Qualität geprüft werden", betonte etwa die Internistin Monika Rau vom Uniklinikum Würzburg gegenüber Spiegel.

Verbraucherschützerin Sabrina Göddertz weist darauf hin, dass Untersuchungen regelmäßig zeigen, dass Inhaltsstoffe in den auf dem Markt erhältlichen Produkten oft überdosiert sind. Oftmals wird dabei die empfohlene Tagesdosis überschritten. Darüber hinaus sind die Werbeversprechen für diese Produkte häufig unzulässig oder irreführend.

3 von 4 Deutschen nehmen Nahrungsergänzungsmittel

Besorgniserregend ist die Beliebtheit dieser Produkte, wie eine Studie der Statistik-Plattform "Statista" zeigt. Im Rahmen der "Global Consumer Survey" wurden über 5000 Menschen befragt. Besonders beliebt sind dabei:

  • Vitamine mit 58 Prozent und
  • Mineralien mit 34 Prozent

Auf Platz Drei folgen Proteine, die jeder Fünfte einnimmt.

Auf diese Nahrungsergänzungsmittel können Sie verzichten

Es ist unnötig, Vitamine in Tablettenform zu konsumieren, es sei denn, ein Arzt hat anhand eines Blutbilds einen nachgewiesenen Mangel festgestellt. Hier sind die fünf am häufigsten konsumierten Vitamine, die von gesunden Menschen nicht benötigt werden:

  1. Multivitamintabletten
    Eine ausgewogene Ernährung kann alle notwendigen Vitamine liefern. Eine umfangreiche Studie mit 39.000 älteren Frauen in den USA ergab vor einigen Jahren, dass Frauen, die Vitamintabletten einnahmen, ein höheres Sterberisiko hatten als die Vergleichsgruppe, die keine Nahrungsergänzungsmittel einnahm. Eine Metaanalyse von Studien zur Vitamin-Supplementierung im Jahr 2018 ergab zudem, dass diese keine positiven Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben.
  2. Vitamin A
    Die Zellschutzvitamine A, C und E sind die wichtigsten Antioxidantien, die auch als Zellschutzvitamine bezeichnet werden. Diese Vitamine haben im Körper die Aufgabe, freie Radikale abzufangen, die an der Entstehung von Krankheiten und dem Alterungsprozess beteiligt sind.
    Eine ausreichende Menge an Zellschutzvitaminen wird normalerweise durch den Verzehr von Obst, Gemüse und hochwertigen Ölen erreicht. Allerdings erhalten Nahrungsergänzungsmittel, insbesondere in hoher Dosierung, von Experten eine schlechte Bewertung. Eine Langzeitstudie ergab, dass Raucher, die Vitamin A oder Betakarotin in Form von Nahrungsergänzungsmitteln einnahmen, ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs hatten. Darüber hinaus ist bekannt, dass bereits eine tägliche leichte Überdosierung von fettlöslichem Vitamin A Leber- und Knochenschäden verursachen kann.
  3. Vitamin C
    Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Vitamin C vor Krankheiten schützen kann, einschließlich Schnupfen. Obwohl Studien den Einfluss von Vitamin C auf das Immunsystem untersucht haben, konnten keine eindeutigen positiven Effekte festgestellt werden. Tatsächlich wurde gezeigt, dass hohe Dosen von Vitamin C zu Nierensteinen führen können. Daher macht es keinen Sinn, Vitamin C ohne nachgewiesenen Mangel zu ergänzen.
  4. Vitamin E
    Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Vitamin E einen Schutz vor Krebs bietet, wie früher vermutet wurde. Tatsächlich hat eine Studie mit 36.000 männlichen Teilnehmern gezeigt, dass die Einnahme von Vitamin-E-Kapseln das Risiko für Prostatakrebs erhöhen kann. Darüber hinaus können hohe Dosen von Vitamin E zu Verdauungsstörungen, Muskelkraftverlust und Blutgerinnungsstörungen führen. Aus diesem Grund wird von der Einnahme von Vitamin E-Kapseln abgeraten.
  5. Vitamin B3
    Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass Niacin (Nikotinsäure) einen Schutz für das Herz und das Gehirn bietet, wie früher angenommen wurde. Eine umfangreiche Studie mit 25.000 Herzpatienten hat gezeigt, dass die langfristige Einnahme von Niacin nicht zu einer Verringerung von Herzinfarkten oder Schlaganfällen führt. Im Gegensatz zur Placebo-Gruppe traten bei den Teilnehmern, die Niacin einnahmen, jedoch häufiger Leberprobleme und innere Blutungen auf.
    Die Verbraucherzentrale Hessen erklärt, dass im besten Fall die unnötige Einnahme von Vitaminen dazu führt, dass man "teuren Urin" produziert. Im schlimmsten Fall kann dies jedoch der Gesundheit schaden. Nahrungsergänzungsmittel wie Vitaminpräparate werden nicht wie Arzneimittel auf ihre Sicherheit und Qualität geprüft, bevor sie auf den Markt kommen. Daher kommt es bei diesen Pillen und Pulvern immer wieder zu Verunreinigungen.

Diese Nahrungsergänzungsmittel können sinnvoll sein

Drei Mikronährstoffe, die als Nahrungsergänzungsmittel empfohlen werden, sind:

  1. Vitamin D
    Vitamin D, auch als "Sonnenvitamin" bekannt, spielt eine wichtige Rolle bei der Knochengesundheit, da es die Einlagerung von Kalzium fördert. Es ist jedoch nur in geringen Mengen in Lebensmitteln vorhanden. Der Körper kann Vitamin D selbst produzieren, wenn die Haut ausreichend Sonnenlicht ausgesetzt ist. Bereits täglich zehn Minuten im Freien, auch bei bedecktem Himmel, reichen aus. Dies ist im Sommer kein Problem, da leichtere Kleidung getragen werden kann. An kalten Wintertagen kann es jedoch schwierig sein, genug Vitamin D zu bekommen. Viele Ärzte empfehlen daher eine hohe tägliche Dosis.
  2. Folsäure
    Die Versorgung mit Folat, auch bekannt als Folsäure, ist in Deutschland durch die Ernährung eher ungenügend. Besonders für Schwangere und Frauen, die schwanger werden möchten, ist Folat wichtig. Es gehört zu den B-Vitaminen und spielt eine essentielle Rolle bei der Blutbildung, Zellteilung und generell allen Wachstumsprozessen. Ein Mangel an Folat kann schwerwiegende Folgen für das ungeborene Kind haben, insbesondere Fehlbildungen an Wirbelsäule und Rückenmark, dem sogenannten Neuralrohrdefekt. Obwohl Folat in nennenswerten Mengen in Keimen, grünem Gemüse und Hülsenfrüchten enthalten ist, deckt dies selten den durchschnittlichen Tagesbedarf, insbesondere während der Schwangerschaft. Daher sind Tabletten zur Ergänzung der Folatzufuhr erlaubt und in vielen Fällen notwendig.
  3. Vitamin B12
    Obwohl nicht jeder Mensch Nahrungsergänzungsmittel benötigt, ist dies bei Veganern, die auf tierische Produkte verzichten, oft der Fall. Vitamin B12 ist das einzige Vitamin, das nicht aus pflanzlichen Lebensmitteln gewonnen werden kann und daher in Form von Pillen eingenommen werden muss. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Zellteilung, der Blutbildung und der Funktion des Nervensystems und ist somit unverzichtbar für eine ausgewogene Vitaminversorgung.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei unseren Kollegen von focus.de

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